Wirtschaftswissen für Pädagogen
GROSSEN-BUSECK (ew). Seit über 40 Jahren bieten die Arbeitskreise Schule-Wirtschaft Pädagogen die Möglichkeit, durch direkten Kontakt mit der Arbeitswelt Informationen aus erster Hand zu erhalten. Sieben Arbeitskreise Schule-Wirtschaft in der heimischen Region firmieren gemeinsam unter dem Namen Schule-Wirtschaft Mittelhessen: Biedenkopf (18 Schulen), Dill (22), Gießen (35), Limburg-Weilburg (29), Vogelsberg (24), Wetterau (45) und Wetzlar (17).
Der Arbeitskreis Mittelhessen ist neben Nordhessen, Rhein-Main-Taunus, Fulda, Osthessen und Darmstadt/Südhessen einer von sechs, die wiederum in der Landesarbeitsgemeinschaft Schule-Wirtschaft Hessen kooperieren. Sitz des AK Mittelhessen ist Wetzlar, Sprecher ist Sascha Ruhweza (Gießen), Geschäftsführer Sascha Drechsel (Hüttenberg).
Die auf alle Monate verteilten Aktivitäten der Arbeitskreise schließt das gemeinsame bilanzierende Jahresgespräch ab, das dieser Tage für den Bereich Mittelhessen im Kulturzentrum am Schlosspark in Großen-Buseck stattfand. Schule-Wirtschaft initiiert und gestaltet den Dialog und die Kooperation zwischen Schulen und Wirtschaft, vermittelt Betriebserkundungen und Fachvorträge und informiert Lehrkräfte über Organisationsformen und Managementmethoden in der Wirtschaft.
Der Arbeitskreis initiiert Weiterbildung der Lehrkräfte in Bereichen wie ökonomische Bildung, Umwelt/Ökologie, Energie, neue Technologien, Qualitätsstandards, Schlüsselqualifikationen und Schulmanagement. Des Weiteren werden Lehrkräfte über Ausbildungsmöglichkeiten und Anforderungsprofile des Arbeits- und Berufslebens informiert sowie umgekehrt Unternehmen Einblicke in Bildungsauftrag, Methoden und Arbeitsweisen der Schulen vermittelt.
Geschäftsführer Sascha Drechsel und AK Sprecher Sascha Ruhweza ließen die Aktivitäten des ablaufenden Jahres Revue passieren und wiesen vor den 50 Teilnehmern des Jahresgesprächs auf das aktuelle Jahresprogramm Schule-Wirtschaft 2017/18, das 25 Veranstaltungen vorsieht, hin. Bei Firmenbesuchen - und dem dazugehörenden "Blick hinter die Kulissen" - und Fachvorträgen können sich Lehrer unter anderem im direkten Kontakt mit Personal- und Ausbildungsverantwortlichen über Ausbildungs- und Praktikumsmöglichkeiten informieren. Das erworbene Fachwissen über die heimische Wirtschaft sollen sie dann an Schüler und Lehrerkollegen weitergeben.
Als Gastreferentin des Jahresgesprächs in Großen-Buseck befasste sich die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Juliane Yildiz von der Uni Gießen mit dem gerade auch für Schulen relevanten Thema "Was essen unsere Kinder? - Ernährungsverhalten so gestalten, dass Leistungsfähigkeit und Gesundheit von Jugendlichen gefördert werden ". Eigentlich sei es "ganz simpel", sich gesund zu ernähren, so Yildiz: "Die Wirklichkeit im Supermarkt sieht aber ganz anders aus." 15 Prozent der drei- bis 17-Jährigen sei übergewichtig oder gar adipös. Zu viel essen und zu wenig Bewegung, sprich verhaltensbezogene und verhältnisbezogene Faktoren seien für das Übergewicht maßgeblich verantwortlich. Ernährungsverhalten werde durch Vorbild und Nachahmung vor allem in der Familie, aber auch im Kreise Gleichaltriger sozialisiert. Und Essen sei zudem "Ausdrucksmittel, sich sozial zu verorten". Yildiz gab Ernährungsempfehlungen, sprach über Einflussfaktoren auf das Ernährungsverhalten sowie über Ernährungsbildung vor allem auch in der Schule, an der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit gefordert sei.
Nicht zuletzt an der Schule werde das Ernährungsverhalten wesentlich geprägt und somit auch die Weichen für einen - hoffentlich gesunden - Lebensstil gestellt. Yildiz plädierte für mehr Obst und Gemüse, Brot und Kartoffeln, für mehr fettreduzierte Milch und Fleischprodukte und vor allem für weniger Süßigkeiten und gesüßte Getränke. Die Expertin sprach sich für mehr Ernährungsbildung anstelle von Ernährungserziehung aus.
Gerade Schule könne einen guten Rahmen zur Ernährungsbildung und eine gesundheitsförderliche "Esskultur" bieten, durch die Vermittlung von Basiskompetenzen und der Förderung von Selbstbestimmung beim Ernährungshandeln zum Beispiel - wobei die Inhalte nicht nur auf die Gesundheit fokussiert sein sollten. Auch die Vorbildfunktion von Schulleitung und Lehrern trage ihren Teil zum Erfolg bei. Und Erfolg sei durch das Erlernen eines gesundheits- und den Genuss fördernden Essverhaltens möglich.